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Ist Dein Hund wirklich ein Angsthund?

Was ist eigentlich ein Angsthund? Welche angeborenen und welche äußeren Einflüsse machen einen Hund zum Angsthund?

Ich möchte Dir in diesem Artikel die Unterschiede zwischen Angst, Ängstlichkeit, Furchtsamkeit und Phobie erklären, denn diese Begriffe werden häufig als Synonyme füreinander verwendet, obwohl es deutliche Unterschiede gibt.




Die direkte Angst


Die Angst ist ein durchaus sinnvolles und lebenswichtiges biologisches Phänomen, das dazu dient vor Gefahren zu schützen.

Reagiert der Hund auf eine potentielle oder tatsächliche Gefahr, bezeichnet man dies als direkte Angst. Die direkte Angst, wird durch einen gewissen Reiz ausgelöst und klingt anschließend wieder ab. Der Grund, warum der Hund den Reiz als Bedrohung wahrnimmt, kann mit einer negativen Erfahrung zusammenhängen.


Die Angst ist ein durchaus sinnvolles und lebenswichtiges biologisches Phänomen, das dazu dient vor Gefahren zu schützen.

Aber es gibt auch Ängste, die intuitiv und ohne negative Vorerfahrung von Geburt an im Gehirn des Hundes verankert sind. Beispiele hierfür sind unbekannte laute Geräusche, zu schnelle Bewegungen, Schmerzen, unbekannte Situationen und Reize. Diese Angstauslöser sind natürlich und nicht konditioniert. Sie sind artspezifisch im Gehirn verankert und würden sogar unter Laborbedingungen, in denen das Tier und frühere Generationen aufgewachsen sind, dennoch auftreten. Laborratten beispielsweise haben eine intuitive Angst vor Katzen, auch wenn sie nie negative Vorerfahrungen oder Kontakt mit Katzen hatten.

Durch negative Erfahrungen, können Hunde zusätzlich konditionierte Ängste erwerben, die im emotionalen Gedächtnis verankert sind, man nennt diese auch "erlertne Ängste".



Die Ängstlichkeit


Antizipatorische Ängste entstehen meistens durch negative Erfahrungen und Erlebnisse, auch Bestrafungen durch den Menschen führen häufig dazu.

Der direkten Angst steht die Ängstlichkeit gegenüber, die auch als antizipatorische Angst bezeichnet wird. Bei dieser Form ist der Hund ständig und dauerhaft ängstlich erregt, rechnet jederzeit mit einer bedrohlichen Situation und steht auch körperlich ständig unter Strom. Man erkennt solche Hunde daran, dass sie ständig unruhig sind, sich übertrieben oft umsehen und ihre Umwelt förmlich scannen.

Ängstliche Hunde entwickeln häufig Problemverhalten, wie Ängste vor allem Neuen (andere Tiere, Artgenossen, neue Menschen und Situationen), bei einigen kommt es zudem auch zu unvorhersehbaren Aggressionsverhalten und Stereotypien.

Antizipatorische Ängste entstehen meistens durch negative Erfahrungen und Erlebnisse, auch Bestrafungen durch den Menschen führen häufig dazu. Ein Beispiel hierfür wäre ein Hund, der unvorhergesehen von einem anderen Hund attackiert wird, in der Folge bei jedem Spaziergang völlig unter Strom die Umgebung scannt und dabei nicht ansprechbar ist. Diese Angst ist also konditioniert. Wie bei der direkten Angst, sind auch gewisse antizipatorische Ängste angeboren. Das wäre, ähnlich wie beim Menschen, eine gewisse Wachsamkeit in der Dunkelheit, denn Haushunde gehören zu den Tagaktiven Tieren.

Die antizipatorische Angst kann man durch die übertriebene Wachsamkeit und Reaktionsbereitschaft von der direkten Angst unterscheiden.



Die Furchtsamkeit


Ein weiteres Phänomen ist die Furchtsamkeit, die ein rein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal des Hundes ist. Das heißt es handelt sich um eine Charaktereigenschaft und nicht um ein erworbenes Phänomen.

In jedem Wurf und auch jedem Rudel gibt es verschiedene Charaktere, die alle wichtig für die Gemeinschaft sind. In einem Hunderudel sind furchtsame Hunde, die sehr vorsichtig und wachsam sind, genauso wichtig wie Draufgänger. Denn je heterogener die Charaktere im Rudel sind, desto anpassungsfähiger ist das gesamte Rudel an seine Umwelt und an schwierige Lebensumstände. Furchtsame Hunde sind also von Natur aus scheuer und vorsichtiger und sind völlig unabhängig von Rasse oder Umwelt in jedem Hundewurf vorhanden.



Die Phobie


Hunde, die phobisch reagieren, zeigen meist extremes Fluchtverhalten, aber auch Selbstverletzungen.

Als letztes Phänomen gilt es noch die Phobie zu erwähnen. Im Vergleich zur Angst sind phobische Reaktionen nicht angepasst an Intensität und Dauer eines Auslösers.

Reagiert ein Hund phobisch, ist die Stärke und das Andauern seiner Reaktion völlig übertrieben, auch wenn der Auslöser schon verschwunden ist.

Hunde, die phobisch reagieren, zeigen meist extremes Fluchtverhalten, aber oft auch Selbstverletzungsverhalten. Eine klassische Angstreaktion endet, wenn der Auslöser verschwindet - nicht so aber phobische Reaktionen.

Beispielsweise gibt es unter Hunden solche, die unter klassischer Trennungsangst leiden, welche mit viel Geduld und professioneller Hilfe behoben werden kann. Seltener trifft man auf Hunde mit Trennungsphobie, diese ist jedoch sehr schwer bis gar nicht behandelbar.



Kurz zusammengefasst:


Wenn Du einen Hund hast, der im Alltag Schwierigkeiten hat, weil er sich häufig fürchtet, oder gar phobisch reagiert, solltest Du Dir eine/n VerhaltenstherapeutIn und gegebenenfalls eine/n VerhaltenstierärztIn zur Unterstützung holen.

Direkte Angst ist also vorwiegend artspezifisch angeboren und zum Überleben in der freien Natur enorm wichtig. Antizipatorische Ängste werden meistens erworben durch negative Erfahrungen mit der Umwelt, mit Artgenossen, oder anderen Menschen, jedoch auch durch einen Erziehungsstil, der auf Bestrafung basiert. Hunden, die ängstlich sind, kann man mit positiven Therapie- und Trainingsmethoden, wie z.B. der Umkonditionierung, helfen.

Furchtsamkeit ist ein Charaktermerkmal und somit nicht durch äußere Einflüsse bedingt. Furchtsame Hunde sind besonders anfällig durch negative Erlebnisse zusätzlich antizipatorische Ängste zu entwickeln. Hunde mit dieser Kombination, also Furchtsamkeit und antizipatorische Angst, sind die klassischen "Angsthunde".

Phobische Hunde sind in einem körperlichen und geistigen Extremzustand, ihnen kann nur mithilfe von Medikamenten (VerhaltenstierärztInnen) und einer Verhaltenstherapie (HundeverhaltenstherapeutInnen) bis zu einem gewissen Grad geholfen werden.


Wenn Du einen Hund hast, der im Alltag Schwierigkeiten hat, weil er sich häufig fürchtet, oder gar phobisch reagiert, solltest Du Dir eine/n VerhaltenstherapeutIn und gegebenenfalls eine/n VerhaltenstierärztIn zur Unterstützung holen. Denn ständige Angst ist für Hund und HalterIn belastend und kann den Alltag stark beeinträchtigen.








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